Tischtennis Coaching Tipps

Die Rolle eines Tischtennis Coaches ist sehr wichtig. Ein Spieler, der einen guten Coach an seiner Seite hat, hat einen großen Vorteil gegenüber seinem Gegner, wenn dieser keinen oder einen „schlechten“ Coach hat.

Doch was macht einen guten Coach aus und wie kann er seine Spieler coachen? Mit diesen Fragen habe ich mich beschäftigt und die Antworten findest du hier.

Ein Coach eines Spielers kann gleichzeitig auch sein Trainer sein. In diesem Beitrag geht es aber unter anderem auch um das taktische Coaching vor einem Wettkampf, während eines Wettkampfes und nach dem Wettkampf.

Diese Tipps richten sich deshalb auch an Eltern, Mannschaftskameraden, Freunde oder andere Leute, die einen Spieler bei einem Wettkampf betreuen.

Generelle Tipps

Zunächst einige Worte zur Kommunikation.

Jeder Mensch ist anders, und das sollten wir respektieren. Jeder muss individuell angesprochen werden. Und jeder muss seine eigenen Lösungen finden oder sichern.

Manche Menschen sind extrovertiert und wollen vielleicht erst viel diskutieren, bevor sie Anweisungen, Tipps oder Feedback verstehen und annehmen. Andere sind introvertiert und wollen vielleicht erst einmal viel selbst nachdenken und dann mit dem Coach abklären, indem sie gezielte Fragen stellen.

Unterschiedliche Menschen haben auch unterschiedliche dominante Sinne: Sehen/Visuelles, Hören/Auditives oder Berühren/Kinästhetisches. Es gibt tatsächlich einen physiologischen Zusammenhang: in der Körperhaltung, der Atmung, dem Tonfall, der Kommunikationsgeschwindigkeit, in häufig verwendeten Ausdrücken, usw. Um besser zu kommunizieren, wenn du Ratschläge und Feedback gibst, solltest du auf eine Person mit ihrem dominanten Sinn reagieren.

Denke auch daran, dass auch Nicht-Handlungen eine wichtige Kommunikation sind.

Was zeichnet einen guten Coach aus?

Ein guter Coach kann dafür sorgen, dass der betreute Spieler in einem Wettkampf seine bestmögliche Leistung erbringen kann und über sich hinauswachsen kann. Zu diesem Zweck sollte er einige wesentliche Eigenschaften besitzen:

  1. Fachkompetenz: Wenn du selber kein Tischtennis spielst und eigentlich keine Ahnung von dem Sport hast, kannst du deine betreuten Spieler nur mental coachen. Du kannst sie motivieren, aber wirklich taktische und strategische Tipps kannst du nicht geben, wenn dir das notwendige Fachwissen fehlt.
  2. Quelle der Inspiration und Motivation: Ein guter Coach sollte eine positive Ausstrahlung haben und inspirierend sein. Er sollte für den Sport und seine betreuten Spieler leben. Dadurch ist es für ihn einfacher, motivierend und inspirierend zu sein. Auch eine positive Wortwahl hilft, den Spieler zu motivieren.
  3. Differenziertes Coaching: Ein guter Coach sollte jeden seiner Spieler genau kennen. Wie oben erwähnt, ist jeder Spieler anders und benötigt eine andere Art von Coaching. Insbesondere von der Sprache her muss man sich als guter Coach auf den Spieler je nach Alter, Leistungsniveau, aktuellem Gemütszustand etc. einstellen.
  4. Gute Kommunikationsfähigkeit: Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist in vielen Bereichen des Lebens wichtig. Auch als Tischtenniscoach solltest du in der Lage sein, gut zu kommunizieren. Dazu gehört, dass du Ratschläge klar und deutlich an deine Spieler übermitteln kannst. Zu einer guten Kommunikation gehören sowohl die Anpassung der Wortwahl, des Klangs der Stimme, der Körpersprache (Mimik) und der Gestik an die jeweilige Situation.
  5. Aufmerksamkeit: Ein guter Coach sollte seine Spieler und auch das Spiel genausten beobachten und den Spielern auch Aufmerksamkeit schenken. Er sollte ein guter Zuhörer sein und immer offen für die Fragen, Gedanken und Bedürfnisse der Spieler sein.

Des Weiteren sollt ein guter Coach Eigenschaften wie Empathie, Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit aufweisen und Zuversicht sowie Ruhe ausstrahlen. Die Liste ist nicht abschließend. Optimal ist zudem, wenn Coach und Spieler in einem engen Vertrauensverhältnis stehen.

Taktisches Coaching

In diesem Abschnitt geht es um das Coaching von Spielern in Tischtennis-Matches. Hier findest du einige Tipps, wie du einen (Einzel) oder zwei Spieler (Doppel oder gemischtes Doppel) vor, während und nach einem Spiel coachen kannst.

Dein taktisches Coaching besteht aus drei Teilen:

  1. Vorbereitung auf einen Wettkampf
  2. Coaching während des Spiels
  3. Analyse nach dem Spiel

Konzentriere dich auf die Leistung des Spielers oder der Spieler und nicht auf die Ergebnisse. Du kannst ihre Leistung beeinflussen. Aber die Ergebnisse hängen vom Wettbewerb ab, auf den du wenig Einfluss hast.

Taktisches Coaching – Vorbereitung

Bereite die Spieler auf das Spiel vor. Es ist sehr wichtig, dass die Spieler in den „Wettkampfmodus“ kommen.

Die Spieler sollten

  • den Wettkampf ernst nehmen
  • hochmotiviert in den Wettkampf gehen
  • geistig auf verschiedene Situationen vorbereitet sein
  • ihre eigene Taktikentwicklung betreiben oder daran teilnehmen
  • die taktischen Details verstehen und die Taktik ohne Zögern umsetzen können
  • verstehen, wie wichtig es ist, sich während des Spiels selbst zu kontrollieren
  • ein angemessenes Aufwärmen durchführen

Wie du als Coach dies tust, hängt sehr stark von den Spielern ab. Es ist zudem eine Frage deiner sozialen Kompetenz.

Du kannst Fakten anführen, die die Chancen der Spieler auf einen Sieg im Spiel belegen.

Taktisches Coaching – Während des Spiels

Es gibt ein Hauptziel des taktischen Coachings während des Spiels. Es geht darum, die Spieler dazu zu bringen, ihre mentale und taktische Stärke auf das höchste Niveau zu bringen. Für jedes Spiel und jeden Punkt.

Als Coach solltest du Folgendes beachten:

  • Zeige, dass du dich kümmerst. Zeige, dass du als Sicherheit da bist. Zeige Stabilität.
  • Vermittle den Spielern Kampfkraft und Mut. Sei je nach Situation motivierend, aufmunternd, lobend und auf jeden Fall positiv gestimmt.
  • Lass den Spielern ausreichend Zeit zur Erholung und Selbstreflexion. Rede nicht pausenlos auf sie ein.
  • Erinnere die Spieler an ihre Stärken.
  • Mache deine Spieler auf Schwächen der Gegner aufmerksam, die deine Spieler ausnutzen können.
  • Empfiehl Maßnahmen, die verhindern, dass der Gegner die Schwächen deiner Spieler ausnutzt. Dabei kann es sich um Dinge wie Ballplatzierung, Spin und Spielerpositionen handeln. Sei aber ein bisschen vorsichtig. Du musst es auf die richtige Art und Weise sagen.
  • Bitte die Spieler, fokussiert und motiviert in den nächsten Satz zu gehen. Es ist leicht, sich nach einem klar gewonnenen Satz zufrieden zu fühlen und überheblich in den nächsten Satz zu gehen. Das gilt natürlich auch für das Coachen zwischen zwei Matches.
  • Versuche nicht, die Technik deiner Spielerinnen und Spieler wie Schläge, Beinarbeit oder Spielsysteme zu ändern. Dafür ist es jetzt zu spät, und es würde nur ihrer Konzentration schaden. Sage also in der Regel nichts über ihre Technik.
  • Verwende positive Formulierungen. Dieser Tipp ist sehr wichtig. Du solltest deinem Spieler sagen, was er tun soll und nicht, was er nicht tun soll. Sage beispielsweise nicht: „Spiele den Ball nicht so oft in die Rückhand des Gegners.“ Das Unterbewusstsein blendet das Wort „nicht“ eventuell aus und der Spieler spielt dann erst recht in die Vorhand. Positiv formulierte Empfehlungen sind dagegen besser. Du könntest beispielsweise sagen: „Spiele dem Gegner mehr in die Vorhand.“

In der Regel coachst du deine Spieler in der Pause zwischen zwei Sätzen. Dabei solltest du dich auf 1-2 Tipps beschränken, die deine Schüler umsetzen sollen. Mehr Informationen können die meisten Spieler nicht aufnehmen. Was auch immer du sagst, es muss zudem einfach zu verstehen sein.

Seit einigen Jahren ist es auch erlaubt, dass der Coach innerhalb eines Satzes von außen coacht. Allerdings nur, wenn gerade kein Ballwechsel läuft.

Hier kannst du deinen Schützlingen natürlich keine ausführlichen Analysen mit auf dem Weg geben. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, als Coach die Leistung deiner Spieler während eines Satzes zu beeinflussen:

Ermutigung:

Ermunterungen wie „Komm schon“ „Dieser Punkt“ „Guter Schuss“ „Kämpfe weiter“ sind sehr hilfreich.  Die Art und Menge der Ermutigung ist von Spieler zu Spieler sehr unterschiedlich.

Information:

Allgemeines informatives Coaching kann laut ausgesprochen werden, ohne dass der Gegner und/oder der gegnerische Trainer Angst haben müssen, es zu hören.  Informatives Coaching umfasst Ermahnungen wie:  „Bleib in Bewegung“ „Denke an die Platzierung“ „Denke an den Plan“ „Nimm dir Zeit“.

Diese Ermahnungen sind besonders hilfreich für Anfänger, die während des Spiels Unterstützung brauchen und gerne ein Feedback vom Trainer erhalten. Sie gehen einen Schritt weiter als bloße Ermunterung, da sie tatsächlich Ratschläge geben.

Geheime Ratschläge:

Um taktische Ratschläge vor dem Gegner oder dem gegnerischen Trainer geheim zu halten, müssen diese in einer kodierten Sprache oder durch Signale erfolgen oder gesprochen werden, während der Spieler den Ball beispielsweise an der Bande aufsammelt.

Aber Achtung: Wenn sich Spieler und Trainer mit dieser Geheimsprache nicht zu 100 % wohl fühlen, kann dies eine große Ablenkung für den Spieler darstellen. Wenn ein Spieler und ein Trainer dies einführen wollen, würde ich sehr empfehlen, es während des Privatunterrichts, des Gruppentrainings, des Vereinsspiels, des Ligaspiels usw. zu verwenden.

Sobald das System für geheimes Coaching entwickelt wurde, kann es eine große Hilfe sein, besonders für Kinder. Denke nur daran, dass sowohl der Coach als auch der Spieler sich damit wohl fühlen müssen, bevor sie es bei wichtigen Turnieren einsetzen.

Time-Outs:

Es gibt zudem eine weitere Möglichkeit des Coaches, in das Spielgeschehen einzugreifen: Das Time-out. Ein zur richtiger Zeit genommenes Time-Out kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Es kann den Spielfluss des Gegners unterbrechen und dem eigenen Spieler helfen, wieder ins Spiel zurückzufinden. In diesem Artikel findest du einige Tipps rund um das Thema Time-Out im Tischtennis.

Taktisches Coaching – Analyse nach dem Spiel

Übernimm als Coach die Verantwortung, eine Analyse nach dem Spiel durchzuführen. Tue dies unabhängig vom Ausgang des Spiels. Dies geschieht am besten zusammen mit den Spielern.

Besprich 2-4 Dinge, die gut gelaufen sind, und 2-4 Dinge, die verbessert werden sollten. Vorzugsweise solltest du dies für jede der vier Stärken tun: körperliche, technische, taktische und mentale Stärke. Führe dies mit jedem Spieler durch und notiere deine Ergebnisse. Du kannst dies auch für die Mannschaft als Ganzes tun.

Strategisches Coaching

Beim Coaching geht es nicht nur um das (vor allem psychologische) Betreuen eines Spielers vor, während oder nach einem bestimmten Wettkampf. Coaching hat auch eine strategische Seite. In diesem Abschnitt geht es um das langfristige Coaching von Tischtennisspielern.

Beim strategischen Coaching geht es um die Unterstützung der Spieler bei der

  1. Vorbereitung (Entwicklung),
  2. Umsetzung und
  3. Überwachung (und Nachbereitung)

ihrer individuellen strategischen Aktionspläne.

Dabei geht es darum, die Trainingspraxis optimal zu leiten. Das Ziel ist es, die Wettbewerbsstärke der Spieler zu maximieren.

Du kannst dies erleichtern, indem du gute Praktiken, Methoden und Instrumente für den gesamten Prozess einsetzt.

Gute Entwicklungsfortschritte haben viel mit der Einstellung zum Lernen und zur Verbesserung zu tun. Es ist wichtig, dass du als Trainer, Coach oder Elternteil den Lernprozess immer wieder lobst. Du solltest Anstrengung und harte Arbeit fördern. Du solltest niemals Talent, Ballgefühl oder Spielverständnis loben oder kommentieren.

Wir wollen, dass alle Spieler erkennen, dass sie durch ihre eigenen Anstrengungen wachsen können. Sie sollen erkennen, dass sie kein festes, statisches Niveau an Talent oder Ballsicherheit in sich tragen.

Wir wollen, dass sie erkennen, dass sie es selbst versuchen müssen und aus ihren eigenen Fehlern lernen. Jeder Fehler oder jedes Scheitern ist ein Schritt nach vorn.

Konzentriere dich auf die Entwicklung und den Lernprozess und nicht auf die Ergebnisse.

Wenn der Spieler sich zum Beispiel beschwert: „Ich kann den Bananen-Flick nicht“, dann könntest du antworten: „Du kannst den Bananen-Flick zwar jetzt noch nicht, aber wenn du weiter übst, wirst du ihn in wenigen Wochen beherrschen“.

Strategisches Coaching bedeutet, dass man prüft, wie der Spieler auf das Training reagiert. Und dann das Training und die Übungen so anzupassen, dass die Wirkung des Trainings für den Spieler maximiert wird. Auf eine unterstützende und betreuende Weise.

Die Vorgehensweise ist ein bisschen wie bei der Forschung, und du gehst ähnlich vor.

Du

  • stellst Fragen,
  • erstellst eine Verbesserungshypothese,
  • stellst ein Trainingsprogramm auf,
  • misst, sammelst und stellst Daten zusammen.

Wenn die Daten den Erfolg gemäß dem Plan zeigen, machst du weiter, bis das Ziel erreicht ist.

Häufiger wirst du Änderungen am Plan oder am Trainingsprogramm vornehmen müssen. Das tust du, wenn die Daten stattdessen zeigen, dass der Spieler sich nicht anpasst oder verbessert.

Und so arbeitest du Schritt für Schritt weiter.

Als Trainer und Coach ist es dein Ziel, deinem Schützling zu helfen, zu lernen, anstatt zu lehren. Du willst die Fähigkeit deines Adepten freisetzen, seine Leistung zu maximieren. Du willst sein Selbstbewusstsein und seine Verantwortung für seine Entwicklung stärken.

Als Schüler ist die Selbsterkenntnis wichtig, denn du kannst nur das kontrollieren, dessen du dir bewusst bist. Was dir nicht bewusst ist, kontrolliert dich. Bewusstheit macht dich stärker.

Verantwortung ist etwas, das du selbst wählst, niemand kann dir vorschreiben, verantwortlich zu sein. Bewusstheit und Verantwortung sind die beiden wichtigsten Einstellungsfaktoren. Deine mentale Stärke ist der Schlüssel zum Erfolg.

Fazit

Ein guter Coach ist viel mehr als ein Betreuer, der dir einige Tipps während eines Wettkampfes gibt.

Coaching beginnt schon im Training durch Vermitteln von Technik und Taktik und endet auch nach einem Wettkampf nicht, da die Vorbereitung auf den nächsten Wettkampf bereits mit der Nachbereitung und Analyse des abgeschlossenen Wettkampfes beginnt.

Ein guter Coach kann die Leistungsfähigkeit eines Spielers deutlich erhöhen. Wir hoffen, dass dir diese Tipps geholfen haben, ein besserer Coach zu werden! Wenn du dich zusätzlich weiterbilden willst, kannst du dir auch Bücher über Tischtennis kaufen. In einigen findest du auch weitere nützliche Tipps zum Coaching.

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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