Tischtennis Balleimertraining: Erläuterung und Tipps

Balleimertraining, auch Multiballtraining genannt, ist eine Methode des Tischtennistrainings, die zuerst von den Chinesen eingeführt wurde. Sie funktioniert sehr gut in Einzelsituationen (z. B. im Privatunterricht), in denen der Trainer nur mit einem Spieler arbeitet.

Balleimertraining kann aber auch erfolgreich in einem Verhältnis von 1:2 oder 1:3 zwischen Trainer und Spielern oder in Gruppentrainingseinheiten (in denen die Spieler sich gegenseitig Bälle zuspielen) eingesetzt werden.

In diesem Beitrag erläutere ich dir, warum du Balleimer Training im Tischtennis einsetzen solltest und welche verschiedenen Übungen für das Multiballtraining gibt und gebe einige Tipps für das Balleimertraining.

Als kurze Einführung kannst du dir dieses Video anschauen, in welchem Ma Long am Balleimer trainiert.

Warum Balleimer-Training?

Vielleicht hast du noch nie mit einem Balleimer trainiert, aber hier sind einige Gründe, warum es an der Zeit ist, einen Eimer Bälle in die Hand zu nehmen und es auszuprobieren:

Balleimertraining…

  • erhöht die Menge (und oft auch die Qualität) der Bälle, die du in kurzer Zeit spielen kannst. Es gibt keine Zeitverschwendung durch ständiges Bällesammeln und es ist für den Trainer/Zuspieler oft einfacher, den Ball an die richtige Stelle zu platzieren.
  • kann in das Training aller Leistungsgruppen integriert werden, von absoluten Anfängern, die lernen, wie man einen Konterschlag spielt, bis hin zu fortgeschrittenen Spielern.
  • ist äußerst vielseitig und kann variabel zur Verbesserung von Beinarbeit, Kraft, Geschwindigkeit, Reaktionszeit, Fitness, Ausdauer und Antizipation eingesetzt werden.
  • verbessert die Beinarbeit. Die Beinarbeit spielt eine große Rolle für den Erfolg eines Tischtennisspielers, da sie es ihm ermöglicht, sich schneller zu bewegen und notwendige Bewegungen effektiver auszuführen. Durch das Multiballtraining können verschiedene Beinarbeitstechniken und Muster simuliert werden, was wiederum durch den hohen Wiederholungsgrad des Trainings unterstützt wird.
  • steigert die Schnelligkeit, Beweglichkeit und Ausdauer. Multiballtraining wird oft mit Erschöpfung und Folter assoziiert, da man oft außer Atem ist, wenn der mit Bällen gefüllte Balleimer leer ist (oder vielleicht sogar bevor er leer ist!). Das Multiballtraining ermöglicht es dem Zuspieler, die Frequenz des Zuspiels zu steuern und den Spieler zu zwingen, sich im gleichen Tempo zu bewegen und zu reagieren.
  • hilft, das Muskelgedächtnis zu entwickeln. Durch ein hohes Maß an Wiederholungen beim Balleimertraining gewöhnt sich der Körper an die Bewegung und ermöglicht schließlich die automatische Ausführung der Schläge. Das Muskelgedächtnis ist von entscheidender Bedeutung, da die Fähigkeit des Spielers, sich auf das Spiel zu konzentrieren, auch davon abhängt. Ist das Muskelgedächtnis erst einmal entwickelt, muss der Spieler seine Aufmerksamkeit nicht mehr zwischen der Ausführung der Bewegung und der Verfolgung des ankommenden Balls aufteilen, denn wenn die Bewegung natürlich wird, kann sich der Spieler mehr auf den Ball und den Ballwechsel konzentrieren.
  • eignet sich hervorragend, um neue Dinge auszuprobieren, da es die Angst nimmt, den Tisch zu verfehlen. Dies kann das Selbstvertrauen der Spieler stärken und ihre Entwicklung fördern.

Typische Balleimer-Übungen

Es gibt so viele Möglichkeiten, dass es für mich unrealistisch wäre, sie alle in einem einzigen Beitrag aufzuführen. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Ein konstantes Zuspiel zu einem festen Bereich auf dem Tisch. Der Spieler kann einen bestimmten Schlag üben, z. B. seinen Vorhand-Topspin.
  • Eine Beinarbeitsübung. Der Spieler kann eine Beinarbeits-Übung wie Falkenberg mit dem Balleimer machen. Das kann regelmäßig oder unregelmäßig sein.
  • Ein kurzes Zuspiel, gefolgt von einer Reihe von Topspin-Bällen. Der Spieler übt eine Spielsituation, in der er einen kurzen Aufschlag erhält und dann auf einen zufälligen Angriffspunkt reagiert und kontert.
  • Balleimertraining mit 2 Spielern. Der erste Spieler eröffnet einen Unterschnittball mit einem Topspin, der zweite Spieler steht auf der Seite des Trainers und spielt einen Gegentopspin zum Schlag des ersten Spielers.
  • Balleimertraining an 2 Tischen. Bei fortgeschritteneren Spielern, aber auch mit Anfängern kannst du auch Balleimertraining auf zwei nebeneinandergestellten Tischen durchführen. Dadurch müssen sich die Spieler noch mehr bewegen. Eine Erklärung zu dem „Riesen-Balleimer“ findest du im folgenden Video:

Wie man Bälle beim Balleimertraining einspielen sollte

Wenn du nicht das Glück hast, einen Trainer zu haben, der dir Balleimertraining beibringt, musst du wahrscheinlich lernen, dich selbst zu beibringen und mit einem anderen Spieler oder in einer Gruppe zu üben. Das korrekte Einspielen von Bällen ist nämlich schwieriger als manche denken.

Hier sind einige Tipps für das Zuspiel von Multibällen:

Zuspielposition

Das grundlegende Prinzip des Balleimertrainings ist es, dass du dir eine Schüssel mit vielen Bällen nimmst, welche du auf dem Tisch oder auch auf einem Kasten neben bzw. hinter dem Tisch platzierst. Von wo aus du die Bälle einspielen solltest, hängt vor allem davon ab, welchen Schlag du mit welcher Platzierung einspielen willst.

Beim Einspielen von kurzen Unterschnittbällen bietet es sich an, den Ball nahe an dem Netz aufzustellen und von dort die Bälle einzuspielen. Das macht es dir einerseits einfacher, die Bälle kurz zu platzieren und andererseits führt es auch zu einer realistischeren Flugkurve des Balles.

Wenn du dagegen Topspinbälle einspielen willst, kannst du dies am besten von der Grundlinie des Tisches aus tun.

Ob du die Bälle von der Vorhand, Rückhand oder Mitte aus einspielst, kannst du natürlich je nach Art und Zweck der Übung variieren. Das hängt vor allem davon ab, wohin du die Bälle platzieren willst. Bestimmte Platzierungen, wie zum Beispiels in die tiefe Rückhand des Spielers, sind nur von bestimmten Zuspielpositionen aus möglich.

Auch die Spielstärke des Spielers hat einen Einfluss darauf, welche Zuspielposition die bessere ist.

Solltest du einem Anfänger die Bälle zuspielen, bietet es sich an, die Ballkiste nahe der Grundlinie der Platte zu platzieren und von dort lange Unterschnitt- oder Überschnittbälle zuzuspielen. Das hat den Vorteil, dass der Spieler länger Zeit hat, um den ankommenden Ball einzuschätzen und auf zu reagieren.

Multiball eignet sich jedoch auch besonders gut, um eine höhere Geschwindigkeit als beim normalen Spiel zu erreichen und den Spieler darauf vorzubereiten, die Matchgeschwindigkeit mit Leichtigkeit zu bewältigen. Bei fortgeschrittenen Spielern kannst du deshalb näher am Netz stehen, um ihre Reaktionszeit zu verkürzen, was für den trainierenden Spieler zusätzlichen Druck bedeuten kann.

Tempo des Zuspiels

Einer der Schlüsselbereiche, insbesondere für Trainer, ist das Wissen, wie schnell oder langsam der Ball zugespielt werden muss. Dies kann fast den Ausschlag dafür geben, ob eine Trainingseinheit von guter Qualität oder weniger nützlich ist. Das richtige Tempo hängt nicht nur von der Spielstärke des Spielers, sondern vor allem auch von dem Zweck der Übung ab:

  • Konzentration auf Erlernen und Verbessern der Technik: Du solltest die Bälle langsamer einspielen (max. 30 Bälle/min) und dem Übenden auch eine kurze Pause nach jedem Schlag gönnen (ca. 1-2 Sekunden). Hierbei solltest du aber dennoch darauf achten, in einem gleichmäßigen Rhythmus zu bleiben. Zwischendurch kannst du dem Spieler eine größere Erholungszeit zwischen den Bällen geben, welche du nutzen kannst, um ihm Tipps zu geben und Fehler zu korrigieren.
  • Fokus auf Ausdauer: Wenn das Ziel ist, die Ausdauer zu trainieren, solltest du sehr viele Bälle in einer mittleren Frequenz zuspielen. Erst nach einigen Minuten wird dem Spieler eine Pause gewährt. Du braucht für diese Art von Balleimertraining deshalb eine hohe Anzahl an Bällen. Die Frequenz des Zuspiels hängt auch von den Fähigkeiten des Spielers ab. Ziel sollte es sein, dass der Spieler über eine längere Zeit mit einem hohen Puls trainiert.
  • Fokus auf Geschwindigkeit: Bei dem Fokus auf dem Schnelligkeitstraining solltest du eine sehr hohe Zuspielfrequenz wählen, allerdings bereits nach wenigen Bällen (ca. 6-10) eine längere Pause von einer Minute einlegen, sodass die Belastungszeit gering ist. Ich versuche immer, ein Tempo zu wählen, das den Schüler antreibt, aber nicht zu schnell für ihn ist. Wenn der Spieler viel zu viele Fehler macht, weil das Zuspiel zu schnell für ihn ist, ist das der Punkt, an dem man das Tempo verringern muss.

Direktes oder indirektes Zuspiel?

Ziel sollte es sein, den Ball möglichst realitätsnah, also mit einer Flugkurve, die auch im echten Spiel vorkommen kann, zu spielen. Einige Trainer bevorzugen es, den Ball vor dem Zuspiel aufspringen zu lassen, andere entscheiden sich dafür, dies nicht zu tun und den Ball direkt aus der Hand zu spielen.

Die häufiger gewählte Form des Zuspiels ist jedoch das indirekte Zuspiel. Solltest du den Ball jedoch nicht über dem Tisch zuspielen, sondern ein paar Meter hinter dem Tisch stehen (z.B. um den Spieler einen Gegentopspin trainieren zu lassen), ist natürlich das direkte Zuspiel die richtige Wahl.

Wenn du Anfänger trainierst, solltest du auf jeden Fall das indirekte Zuspiel wählen. Bei diesem haben die Spieler mehr Zeit haben, auf den Ball zu reagieren und Tempo, Platzierung, Spin und Flugkurve des Balles auch besser einschätzen können.

Wie viele Bälle in der Hand haben?

Ein häufiger Fehler beim Balleimerzuspiel ist, dass jeweils nur ein Ball auf einmal aus der Ballkiste genommen wird. Du wirst nie schnell genug spielen können, wenn du die Bälle einzeln aus der Kiste aufnimmst. Dadurch können unter Umständen Pausen entstehen und der Spielrhythmus des Übenden wird unterbrochen.

Übe, eine Handvoll Bälle auf einmal zu greifen. Wenn du beispielsweise eine Übung mit 4 verschiedenen Schlagabfolgen spielst (z.B. Falkenberg), bietet es sich an, 4 Bälle auf einmal aufzunehmen.

Im Gegensatz zum Aufschlag, wirfst du die Bälle bei dem Zuspielen nicht hoch. Deine Handfläche zeigt nach unten und du lässt jeweils einen Ball ungefähr aus der Höhe des Netzes fallen, um ihn anschließend auch ungefähr auf der Höhe des Netzes zu treffen.

Weitere Tipps

  • Variiere Spin und Tempo: Sobald sich ein Spieler an die Grundlagen gewöhnt hat, ist es wichtig, beim Zuspiel von Multibällen für Abwechslung zu sorgen. Eine der Schwächen, die man bei einem Trainingsroboter und manchmal auch beim Multiball vermuten könnte, ist die Konstante des Zuspiels. Versuche, den Spin des Balls häufig zu ändern, ebenso wie das Tempo des Balls und die Platzierung auf dem Tisch. Diese Änderungen simulieren reale Gegnerszenarien und fügen zufällige Elemente in eine ansonsten starre Übung ein, um hirnlose Wiederholungen zu vermeiden und zu verhindern, dass sich ein Spieler zu einseitig entwickelt.
  • Erhöhe den Schwierigkeitsgrad: Ebenfalls solltest du den Schwierigkeitsgrad einer Übung erhöhen, sofern du merkst, dass sie zu einfach wird. Oft reicht es, einen einzigen Ball zu einer Übungs-Schlagabfolge hinzuzufügen, um den Schwierigkeitsgrad der Übung sichtlich zu erhöhen. Durch Hinzufügen von Geschwindigkeit, Spin und zusätzlichen Ballplatzierungen kann der Schwierigkeitsgrad einer Übung erhöht werden.
  • Behalte den Spieler im Auge: Das kann anfangs schwierig sein, aber du solltest wirklich den Spieler beobachten, den du mit Bällen „fütterst“, und nicht die Bälle. Erkenne Fehler und korrigiere sie.

Ein paar weitere Tipps und ergänzende Informationen zum Einspielen von Bällen findest im folgenden Video von smarTT.

Fazit

Balleimertraining ist großartig und kann wirklich dazu beitragen, deine Entwicklung zu beschleunigen. Es ist extrem vielseitig und kann für Spieler aller Spielstärken eingesetzt werden. Man ist nie zu gut oder nicht gut genug, um Multiball zu spielen!

Am Anfang kann es schwierig sein, damit zurechtzukommen, und du hast vielleicht das Gefühl, dass es für dich nicht wirklich funktioniert, aber kämpfe dich durch diese Phase und du wirst es bald leichter finden und die Vorteile erkennen.

Verwendest du Balleimertraining in deinem eigenen Training? Hast du positive/negative Erfahrungen damit gemacht? Schreibe gerne einen Kommentar!

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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